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Nicht überall, wo KAK oder Albrecht draufsteht, ist auch Kinsey drin

Sehr verehrte Kunden,

da in der letzten Zeit gehäuft Artikel zum Thema Kationenaustauschkapazität (KAK) im Boden und Kinsey/Albrecht-Analyse in verschiedenen Fachzeitschriften erscheinen (siehe u.a. Getreidemagazin 3/2020, top agrar süd plus 3/2020, top agrar 9/2020, 11/2020), auf Social Media-Plattformen im Internet diskutiert wird und uns auch Fragen zur Methodik (Extraktionsmittel, potentielle/effektive KAK u.a.) erreichen, möchte ich diesbezüglich ein paar Informationen geben:

Die KAK wird bei uns mit einer Ammonium-Extraktion bestimmt, die eine international gebräuchliche und im Bereich der Bodenkunde altbewährte Methode zur Messung der KAK darstellt, wie sie auch von Neal Kinsey verwendet wird. Liest man im Lehrbuch der Bodenkunde (Scheffer & Schachtschabel, 2002), so wird i.d.R. bei der Nennung der Sättigungen von Ca, Mg u.a. Bezug auf die Ammonium-Extraktion genommen. Ammonium ist ein relativ kleines Ion und daher sehr effektiv in der Austauschanalyse. Das Problem der Überschätzung der KAK „tritt insbesondere in carbonathaltigen Böden auf, wenn als Austauschion Barium verwendet wird“ (VDLUFA Methodenbuch I, 2007). Außerdem wirkt Barium in verschiedenen Verbindungen giftig, seine Entsorgung nach der Analyse ist problematisch und belastet stark die Umwelt. Auch Lithium als Austauschion in verschiedenen Formen liefert für carbonhaltige Böden unzufriedenstellende Ergebnisse (Wang et al., Communications in Soil Science and Plant Analysis, 2005). Die Ammonium-Extraktion hat sich als verläßliche Methode zur Bestimmung der KAK bewährt und wird weltweit für internationale Klassifikationen verwendet.

Eine Angabe der effektiven Kationenaustauschkapazität (KAKeff) oder eine Differenz zwischen potentieller KAK (KAKpot) und KAKeff wird zur Beurteilung der Nährstoffsituation oder der biologischen Aktivität im Boden nicht benötigt. Der Unterschied zwischen KAKpot und KAKeff ist nur groß bei sehr sauren und sehr humosen Böden. Daß ein Boden zu sauer und damit die biologische Aktivität eingeschränkt ist, erkennt man in unserer Analyse dabei leicht an den Prozentanteilen (Sättigungen) von Ca und/oder Mg sowie am zu niedrigen pH-Wert. Und um bestimmen zu können, wieviel Ca und ggf. Mg in Form von Kalk zur Behebung des zu sauren Zustands benötigt wird, ist die KAKeff nicht geeignet, hier ist die KAKpot erforderlich.

Auf Social Media-Plattformen begegnet einem eine Vielfalt wissenschaftlicher und weniger wissenschaftlicher Meinungen. Hier sollte man sich auch keine „Ratschläge“ über das Albrecht/Kinsey-System und unsere Analysen einholen. Wenn Sie Fragen zu unseren Empfehlungen haben, melden Sie sich bei uns – wir helfen Ihnen gerne weiter.

Ich bin einer der beiden offiziellen Kinsey-Berater im deutschsprachigen Raum und arbeite bei unserer Albrecht-Analyse mit unserem Partnerlabor Fertilab in Holland zusammen, wo ich vergleichbare und konsistente Daten bekomme, mit denen ich arbeiten kann. Meine Kunden konnten sich in den letzten Jahren weit über den deutschsprachigen Raum hinaus über stabile und herausragende Erträge sowie eine nährstoffeffiziente und i.d.R. N-reduzierte Düngung freuen (Dümig et al., 2021: Mit weniger Stickstoff zum Ernteerfolg, in: Gemüse 03/2021; Stettmer et al., 2021: Sustainability of site-specific fertilization systems, in: Proceedings of the 48th International Symposium „Actual Tasks on Agricultural Engineering“ (ATAE), 2021). Es freut mich, wenn auch andere die Idee aufgreifen, die KAK als bodenanalytische Grundlage einer Düngeempfehlung zu verwenden und somit unsere Herangehensweise sowie dessen Relevanz und Bedeutung bestätigen. Es ist aber nicht überall, wo KAK oder Albrecht draufsteht, auch Kinsey drin.

Dr. Dominik Christophel, März 2021

Vortrag Dr. Christophel

Vortrag zum Thema “Bodengesundheit & Bodenfruchtbarkeit” auf der Fachtagung des VLF Neumarkt am 20.10.2023 im Kloster Plankstetten.
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